Interview mit "The King of the City" Jamal Al-Wazzan
"Wir sollten alle froh darüber sein, dass René Benko das Goldene Quartier gebaut hat"

| Natalie Oberhollenzer 
| 06.05.2024

Im Exklusiv-Interview mit LEADERSNET erzählt der Immo-Mogul Jamal Al-Wazzan, was sich in Sachen Handel in der Wiener City gerade tut, von Winnern und Loosern unter den Händler:innenn, von seinem Projekt bei der Pyramide Vösendorf und der Idee hinter der kolportierten "Telefonzellen-Revolution". Zudem verrät er, was es mit dem Lob für den "gefallenen" Signa-Gründer auf sich hat.


Wer in der Wiener City auf der Suche nach einer extra schönen Lage für einen neuen Shop ist, der kommt an einer Person kaum vorbei: Jamal Al-Wazzan, auch König der Innenstadt genannt, ist spezialisiert auf erstklassige Handelslagen in Wien. In der Regel löst er Lokalitäten von alteingesessenen Händlern ab, entwickelt sie und untervermietet sie an meist internationale Handelsketten. 

LEADERSNET: Herr Al-Wazzan, wenn wir uns die Entwicklung der Wiener Innenstadt in den letzten Jahren anschauen - welchen Handelsmarken hat die Pandemie den Garaus gemacht, welche sind neu dazugekommen?

Jamal Al-Wazzan: Das Einzige, was mir auf die Schnelle einfällt, ist Glashütte. Das Geschäft kam mit der Pandemie am Graben. Große, die zusperren mussten, fallen mir keine ein. Der Alpha Tauri, aber das hat andere Gründe, das hat mit der Pandemie nichts zu tun.

Die Großen haben auf alle Fälle überlebt. Bei den Kleinen… da wären viele auch über den Jordan, wenn Corona nicht gewesen wäre, nur vielleicht ein bisschen langsamer. Ein Hallhuber hat es nicht überlebt, aber der war vorher schon krank. Fossil, der war auch schon vorher krank und Wolford, das wissen wir ja, bei denen ist es immer ein Auf und Ab. Der Salamander am Graben, der war aber auch schon vorher angeschlagen. Dort wird gerade umgebaut und es kommt ein Yves Saint Laurent rein (Anm. zieht vom Goldenen Quartier näher ins Zentrum).

LEADERSNET: Also keine Goldgräberzeiten für Sie?

Al-Wazzan: Nein. Es gibt immer eine Fluktuation, zwei, drei fallen immer durch den Rost. Und zu den Lockdown-Zeiten, wenn es dabei bei meinen Mieter:innen zu Problemen gekommen ist, dann habe ich ihnen ausgeholfen. Wobei ich jetzt nur von Lagen rede, in denen ich Geschäfte mache. In schwächeren Lagen hat es mehr gekracht.

LEADERSNET: Wie viele Geschäfte vermieten bzw. führen Sie derzeit?

Al-Wazzan: 208 Outlets. Die meisten mieten und untervermieten wir. Nur ein Bruchteil der Geschäfte gehören uns selbst, vielleicht zehn bis 15 Prozent.

LEADERSNET: Sehen Sie einen Unterschied zu vor der Pandemie, hier in der City?

Al-Wazzan: Es ist wieder so wie vorher. Sehr viel los, nur ist es jetzt noch teurer.


KOHLMARKT © LEADERSNET / N. Oberhollenzer

LEADERSNET: Hat das Goldene Quartier in Sachen Luxusangebote den Kohlmarkt und den Graben abgelöst?

Al-Wazzan: Ich sehe das nicht so. Ich will nicht sagen, dass das Goldene Quartier schlecht ist, aber der Kohlmarkt ist nicht schlechter, ich sage, er ist sogar besser. Schauen Sie sich an, wo der YSL vorher war und jetzt kommt er an den Graben. Ich glaube, dass das Stück von der Habsburggasse bis zum Kohlmarkt aufgewertet wurde durch den Hermes, der sich vergrößert hat. Tommy Hilfiger ist vom Kohlmarkt an den Graben gegangen. Das ist produktbedingt, der passt dort besser hin. Und am Goldenen Quartier sind zwei gute Marken weg. Der eine wurde ersetzt durch Dior, was auch nicht schlecht ist, aber ich weiß noch nicht, was beim YSL passiert.

LEADERSNET: Wäre das nicht etwas für Sie?

Al-Wazzan: Nein, ich habe kein Interesse.

LEADERSNET: Wo sind Sie gerade dran?

Al-Wazzan: Es gibt zwei schöne, große Sachen in der Innenstadt, aber das ist noch nicht spruchreif. Und was das Goldene Quartier betrifft: Wir müssen alle dankbar sein, dass der (Benko, Anm.) das gebaut hat. Das hätte sich sonst niemand getraut. Was immer er gemacht hat, das Quartier hat er sehr gut gemacht.


Goldenes Quartier -  ©  LEADERSNET / N. Oberhollenzer


LEADERSNET:
Wie wird’s dort mit den Geschäften weitergehen?

Al-Wazzan: Kauf bricht nicht Miete. Der neue Käufer muss die Mieter:innen für die Dauer des Mietvertrages mitkaufen. Und die sollten sich hüten, was anderes zu machen, dort. Denn das geht ja alles sehr, sehr gut. Zumindest im vorderen Bereich.

LEADERSNET: Was fehlt noch generell an Händler:innen in der City?

Al-Wazzan: Es gibt von diesen Supermarken von LVMH und Kering noch ein paar, die nicht da sind. Konzerne wie diese haben 100 verschiedene Labels, da fehlen sicher noch zehn bis 15, von denen, die sich hier gut verkaufen würden. Celine zum Beispiel. Bottega Veneta hat aktuell einen eher unscheinbaren Platz. Die wollen sicher einmal woanders hin.

LEADERSNET: Wo kaufen Sie gerne ein?

Al-Wazzan: Ich versuche meine Sachen bei österreichischen Händler:innen zu kaufen. Weil ich privat meinen Beitrag dazu leisten möchte, dass nicht jede Stadt in Sachen Handel komplett gleich ausschaut. Grob gesagt, sind 90 Prozent des Angebots überall gleich. Zehn Prozent werden besetzt von den jeweils hiesigen Händler:innen. Und diese zehn Prozent werden es ausmachen. Früher haben wir gelacht über China und Mao, und dass dort alles dasselbe ist, jetzt wird das bei uns auch immer mehr so. Ich kaufe vornehmlich bei heimischen Händler:innen, aber wenn mir was anderes gefällt auch woanders. Ich bin kein Samariter, aber ich helfe gerne. Ich habe nur zu wenig Zeit dafür.

LEADERSNET: Vor gut vier Jahren hat das Unternehmen, das Sie mit Ihrem Bruder führen, die Pyramide Vösendorf und das angrenzende ehemalige Hotel Böck mit dem See in Brunn am Gebirge gekauft. Sie gestalten es seither zu einem Entertainment-Paradies um. Das Lilys Beach House ist schon offen. Aber glaubt man den Bewertungen im Netz, gibt’s dort Verbesserungspotenzial.

Al-Wazzan: Man sollte nicht auf die Bewertungen achten. Es ist ja heutzutage so, dass einer einen nur einmal schief anschauen muss und schon schreibt er schlecht. Und es posten nur diejenigen, die unzufrieden sind. Es kommt ja auch darauf an, was Sie erwarten. Wenn Sie dort 1.000 Euro pro Nacht zahlen, bekommen Sie etwas anderes, als wenn Sie 150 Euro hinlegen. Aber man muss schon selber hingehen und sich die Sache ansehen.

LEADERSNET: Sind Sie zufrieden mit dem Verlauf dort?

Al-Wazzan: Wir sind zufrieden, bis auf die Personalprobleme, die wir haben. Das Beach House ist schön geworden. Wobei wir dort noch andere Pläne haben, es ist insgesamt ein 50 Millionen Euro schweres Projekt, es wird ein Topgolf-Center dort entstehen.

LEADERSNET: In der Kronen Zeitung war letztens im Zusammenhang mit Ihnen von einer Telefonzellen-Revolution die Rede. Sie möchten etwas aus vielen der noch verbleibenden tausenden ausrangierten Telefonzellen im Land machen. Wollen ihnen neues Leben einhauchen, indem Sie sie mit Lebensmittelautomaten, Geldautomaten, WLAN-Säulen, Ladestationen für E-Autos und Defibrillatoren bestücken. Wo stehen Sie derzeit bei dem Projekt?

Al-Wazzan: Das ist ein langer Prozess, zumal hier auch andere Leute ein Wort mitzureden haben. Die Idee kam mir, weil mir ein Freund erzählt hat, dass er gerne ein paar Telefonzellen haben möchte. Daraufhin fing ich an, mit A1 zu sprechen. Insgesamt gibt es plus-minus 5.000 Telefonzellen in Österreich und in den Gesprächen sind wir draufgekommen, dass es eine gute Idee wäre, alle davon zu verwerten. Weil ich irgendwann aufgeschnappt habe, dass jedes Jahr allein auf den Straßen 400 Menschen sterben, und ihr Tod möglicherweise verhindert werden hätte können, wenn ein Defibrillator in der Nähe wäre, dachte ich daran, dass sich das gut verknüpfen ließe mit den Telefonzellen. Eine Person eines entsprechenden Vereines sagte mir einmal, dass man mit 10.000 Defibrillatoren in Österreich 12.000 Menschen im Jahr retten könnte.

Ich bin langsam in einer Position, wo ich dem Land etwas zurückgeben möchte und das wäre eine schöne Sache. Mit dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig sind wir bereits weiter in Gesprächen.

Al-Wazzan im Wordrap über bekannte (Handels)Marken:

Adidas: Eine Weltmarke, fehlt in der Innenstadt

OVS: hat sich noch nicht bei mir gemeldet

Max Mara: Laufen gut, sind mehrfach in der City vertreten

Burberry: Klassisch, die Mäntel kommen immer wieder. Eine Marke, die immer wieder ein Revival hat, jetzt gerade aber nicht.

Tk Maxx: Etwas für die Mariahilfer Straße, aber nicht für die Innenstadt.

Uniqlo: Wäre eine Bereicherung für die Stadt. Aber das Format braucht mindestens 5.000 m² Fläche, samt passenden Zuliefer-Portalen. Das ist sehr schwierig in unserer 2.000 Jahre alten Innenstadt.

Søstrene Grene: Von der Marke her nicht wirklich eine wo ich sage, die muss rein, im Gegensatz zu Uniqlo.

Urban Outfitters: Die gehen in Zweitlagen. Ist super, würde ich gerne hier sehen.

Forever 21: Hat nicht geklappt mit denen in Europa. Aber meiner Meinung nach hat man denen in Wien die Miete so hoch angesetzt, dass er nie hätte ein Geld verdienen können.

Massimo Dutti: Wunderbar. Inditex.

Rituals: Eine der wenigen Marken, die in der Covid-Zeit expandiert haben, steckt viel Eigenkapital dahinter.

Tally Weijl: ein gutes Beispiel für einen klassischen Lebenszyklus einer Modemarke. Hat klein angefangen, mit einem guten System, hat drei Jahre gebraucht bis er oben war, dann gings etwa acht Jahre gut, und dann wieder bergab.

C&A: Hat in der Innenstadt nichts verloren.

H&M: Schwächeln vielleicht ein bisschen, aber sind 30 Jahre lang Bombe gegangen in Österreich – und haben steil angefangen. Da gibt’s welche die gehen 30 Jahre gut, andere wiederum nur fünf.

Manufactum: Ein Spielzeug der Otto Gruppe.

Temu und Shein: Ressourcenkiller. Eine Zeiterscheinung. Alles wird schnelllebiger, es gibt immer mehr Glumpat.

Looser sind die grössten loser.
Wie kommt jemand auf die Idee, Glumpat zu schreiben?
Schräg.
Selbst der Duden kennt Klumpert.
Ist dir so fad,das du Rechtschreib Fehler suchst? Du soitast mehr hakln.
Da braucht einem nicht fad sein, das sieht man mit gewisser Bildung einfach :)
Dem Land Etwas zurückgeben gefällt mir 👏

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Al-Wazzan im Wordrap über bekannte (Handels)Marken:

Adidas: Eine Weltmarke, fehlt in der Innenstadt

OVS: hat sich noch nicht bei mir gemeldet

Max Mara: Laufen gut, sind mehrfach in der City vertreten

Burberry: Klassisch, die Mäntel kommen immer wieder. Eine Marke, die immer wieder ein Revival hat, jetzt gerade aber nicht.

Tk Maxx: Etwas für die Mariahilfer Straße, aber nicht für die Innenstadt.

Uniqlo: Wäre eine Bereicherung für die Stadt. Aber das Format braucht mindestens 5.000 m² Fläche, samt passenden Zuliefer-Portalen. Das ist sehr schwierig in unserer 2.000 Jahre alten Innenstadt.

Søstrene Grene: Von der Marke her nicht wirklich eine wo ich sage, die muss rein, im Gegensatz zu Uniqlo.

Urban Outfitters: Die gehen in Zweitlagen. Ist super, würde ich gerne hier sehen.

Forever 21: Hat nicht geklappt mit denen in Europa. Aber meiner Meinung nach hat man denen in Wien die Miete so hoch angesetzt, dass er nie hätte ein Geld verdienen können.

Massimo Dutti: Wunderbar. Inditex.

Rituals: Eine der wenigen Marken, die in der Covid-Zeit expandiert haben, steckt viel Eigenkapital dahinter.

Tally Weijl: ein gutes Beispiel für einen klassischen Lebenszyklus einer Modemarke. Hat klein angefangen, mit einem guten System, hat drei Jahre gebraucht bis er oben war, dann gings etwa acht Jahre gut, und dann wieder bergab.

C&A: Hat in der Innenstadt nichts verloren.

H&M: Schwächeln vielleicht ein bisschen, aber sind 30 Jahre lang Bombe gegangen in Österreich – und haben steil angefangen. Da gibt’s welche die gehen 30 Jahre gut, andere wiederum nur fünf.

Manufactum: Ein Spielzeug der Otto Gruppe.

Temu und Shein: Ressourcenkiller. Eine Zeiterscheinung. Alles wird schnelllebiger, es gibt immer mehr Glumpat.

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